Susanne Schmidt-Lüer hört zwei Frauen zu

Über mich

Als Tochter eines Opernsängers habe ich gelernt, gut zuzuhören. Ich achte auf Zwischentöne und filtere heraus, worauf es ankommt: Ohren spitzen, das kann ich.

Huch

Augentrost in der Wiese, Mädesüß am Bach, Kiebitze überm Kornfeld – aufmerksam hinzusehen, das brachte mir meine Mutter, die Naturwissenschaftlerin, bei. Auch für meine Texte beobachte ich genau und finde kleine Kostbarkeiten am Rande, die sie besonders lesenswert machen.

Schreiben

Als Journalistin recherchiere ich so lange, bis ich ein Gespür dafür entwickle, was einen Menschen, ein Quartier oder ein politisches Thema ausmacht. Ich erzähle eine Geschichte in dem ihr eigenen Klang.

Mit Worten malen

Meine Sprache und ich sind eins, sie kommt ganz natürlich aus mir heraus wie ein Fluss. Manchmal sprudelnd und leichtflüssig, manchmal muss ich ihr den Weg erst bahnen, durch Geröll, das ihren Lauf verstopft. Ich arbeite so lange mit ihr, bis sie klar und durchschaubar ist.

Und warum?

Mein Herz schlägt für Aufklärung, für Klarheit und für Positionierung. Ich habe Theologie studiert, weil ich für soziale Gerechtigkeit bin. Geschichte, um Hintergründe zu verstehen. Und Germanistik, weil ich lernen wollte, wie Sprache wirkt. Denn Worte können ebenso verschleiern und verführen wie wachrütteln und aufklären.

Gelegenheiten beim Schopf packen

Doris Dörrie im Café neben dem Palazzo del Cinema interviewen und Alexander Kluge in seinem Hotelzimmer am Lido, weil er gerade das schlafende Baby hütete, Fassbinders letzten Film „Querelle“ rezensieren, Fellinis „E la nave va“ im italienischen Original ansehen – das Filmfestival in Venedig war für mich als Studentin mit Anfang 20 ein traumhafter Einstieg in den Beruf. Ähnlich lief es bei der Opec-Konferenz in Wien: „Ich fahr sowieso hin, soll ich einen Artikel für Euch schreiben … “.

Wie alles begann

Praktika bei der taz, ddp, Harburger Nachrichten, dann Freie Mitarbeit beim Hamburger Abendblatt und im Studentenjob ein Reinschnuppern in die Nachrichtenredaktion des Stern.

Sechser im Lotto

Das Volontariat bei der Frankfurter Rundschau, einer der angesehensten überregionalen Tageszeitungen Deutschlands, ließ sogar den Umzug von Hamburg nach Frankfurt verschmerzen. Nach vielen Jahren – erst im Stadtteil Höchst, mit dem Chemieriesen Hoechst AG, dann als Redakteurin im Main-Taunus-Kreis und schließlich in der Stadtredaktion Frankfurt – liebe ich die Stadt am Main. Manche ihrer 50er Jahre Schätze hat sie ja noch stehen gelassen. Und Eintracht Frankfurt ist mir, neben meinem Heimatverein Borussia Mönchengladbach, ebenfalls ans Herz gewachsen, auch wenn manche behaupten, dass zwei Fußballvereine zu lieben gar nicht geht.

25 Jahre als Redakteurin

… das bedeutet, kritische Fragen an Bürgermeister stellen, Bebauungspläne lesen, Diskussionen moderieren, den Schlagabtausch zwischen politischen Gegnern analysieren – damals wirkte noch Roland Koch im Eschborner Stadtparlament –  und danach mit allen auf ein Bier in den Ratskeller gehen. Die Sozialpolitik als Schwerpunkt kristallisierte sich früh heraus, die ersten Geflüchteten kamen aus dem ostdeutschen Hoyerswerda, wo sie sich nicht länger sicher fühlten, in die Hessische Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende in Schwalbach. Und ein Frankfurter Busfahrer erzählte mir, dass sein Lohn nicht für die Winterstiefel seiner Kinder reicht.

Was neues

2012 der Schritt in die Selbstständigkeit. Sieben Jahre Erfahrung als Freie Journalistin, haben mein Kompetenzfeld stark erweitert.

Was ich besonders spannend finde und seit mehr als zehn Jahren journalistisch begleite, ist die Frage:

Wie wollen wir altern?